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Balance zwischen Karriere, Kind und Schlafmangel

Ladies and Gentlemen, willkommen in meiner Welt – der Welt des medialen Sidekicks von Anna, der nun aus den Tiefen des anonymen Online-Daseins tritt. Eine Welt voller Kaffee, Chaos und der ewigen Suche nach der perfekten Balance zwischen Karriere, Kind und Schlafmangel.

 

Ja richtig gelesen, ich bin seit kurzem Papa eines wunderschönen Jungen, daneben Chefredakteur dieser Zeitschrift, als Co-Founder von LEGAL LAYMAN mit der lieben Anna bemüht, mittels legal communication den Zugang zum Recht zu verbessern, und ich habe auch noch die Frechheit, neben meiner Stelle als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni eine Doktorarbeit zu schreiben. Aber hey, wer sagt denn, dass man nicht Multitasking können muss, um in dieser Welt zu überleben? Ich jedenfalls nicht.

 

Doch keine Angst, ich bin nicht hier, um Mitleid zu erregen. Ich bin hier, um ein bisschen über mein Abenteuer des Vaterseins zu berichten und darüber, wie man es schafft, alles unter einen Hut zu bekommen. Also lasst uns die Ärmel hochkrempeln und das Chaos in Angriff nehmen!

 

Seit ich vor nun gut drei Jahren meinen Abschluss gemacht habe, arbeite ich größtenteils in Home-Office. Das hat natürlich, wie fast alles, seine Licht- und Schattenseiten. Auf der einen Seite spart man sich teils lästige Fahrzeiten und schafft es im digitalen Zeitalter umso besser „mehrere Arbeitsstellen“ an einem Schreibtisch zu vereinen. Auf der anderen Seite verschwimmt die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben enorm, wenn man sich nicht selbst strikte Grenzen auferlegt und aus „einmaligen Ausnahmen“ Gewohnheiten werden. So war es von Anfang an für mich normal, dass ich keine acht Stunden am Stück, nur mit den gängigen kleineren Pausen, arbeite, sondern auch gerne mal Aufgaben vor dem Schlafengehen bearbeite, obwohl ich bereits früh um 7 Uhr das erste Mal am Schreibtisch saß. Das Problem ist offensichtlich. Ehe man sich versieht, arbeitet man am Ende des Tages weit mehr als die acht Stunden, die man eigentlich sollte oder besser gesagt wollte. Erschwerend kommt hinzu, dass man bei mehreren Tätigkeiten und freiwilligen Zusatzaufgaben, sei es unsere nach wie vor ehrenamtliche Zeitschrift oder meine Promotion, erst recht den Überblick zu verlieren scheint, sodass einen nicht selten das familiäre Umfeld vom Schreibtisch nahezu wegziehen muss.

 

Nun, als Vater, oder besser gesagt schon auf dem Weg zu Vaterschaft, verschoben sich meine Prioritäten enorm und plötzlich sah ich insbesondere die Arbeit aus einem anderen Blickwinkel. Ich hatte während dieser prägenden Lebensphase nicht das Glück oder die Möglichkeit, die berufliche Seite komplett pausieren zu lassen. In meinem Fall war und ist es allein schon aus Angst, den Anschluss zu verlieren. Es gibt mal nicht eben eine Vertretung, die dafür sorgt, dass alle laufenden Projekte während der Auszeit weiter bearbeitet werden. Also hieß es den neuen Workload und das Familienleben möglichst harmonisch zu kombinieren, ohne eine Seite zu vernachlässigen. Und so lernte ich schnell wie man innerhalb kürzester Zeit, beispielsweise zwischen zwei Meetings, das früher Unmögliche schafft und zigtausend Dinge erledigt. Sei es Windeln wechseln, Müll runter bringen, das Baby umziehen oder bespaßen, damit sich die Partnerin duschen kann etc. Alles in der Zeit in der ich früher mal eben durchgeatmet und einen Kaffee getrunken hätte.

 

Nun, als Vater […] verschoben sich meine Prioritäten enorm und plötzlich sah ich insb. die Arbeit aus einem anderen Blickwinkel.

 

So kam es aber auch dazu, dass die ohnehin schon relativ flexiblen Arbeitsstunden noch flexibler werden mussten. Man war nicht mehr ausschließlich sein eigener Boss. Plötzlich gab es auch einen weiteren Boss, und der braucht(e) viel Aufmerksamkeit. Und das soll(te) er kriegen! Gut, dass man aus der juristischen Ausbildung gelernt hat, stets gut vorbereitet zu sein. Und „im Zweifel könne man ja alles nachschlagen“, aber da sind wir auch direkt beim nächsten Problem; vor dem ersten Kind gibt es keine perfekte Vorbereitung. Klar, es gibt viele Angebote, sei es ein Geburtsvorbereitungskurs oder die Hebamme. Letztere hat uns bereits in der Schwangerschaft aber auch danach begleitet und war uns eine enorme Hilfe. Hast du aber plötzlich das Kleine weinend im Arm, weißt du nicht immer direkt, welche Bedürfnisse es hat. Gründe gibt es viele, aber es ist nicht immer möglich, diese direkt ausfindig zu machen. Fix nachschlagen, was es sein könnte – Fehlanzeige. Klassische Subsumtion – ebenfalls Fehlanzeige – These: Könnte-Satz; Obersatz: Definition; Untersatz: Feststellung, Unterordnung des Sachverhalts unter den Obersatz; es folgt: Schlussfolgerung bringen hier gerade nicht die gewohnte erfolgversprechende Lösung. So einfach funktioniert das nicht und das wird einem schnell klar.

 

Man war nicht mehr ausschließlich sein eigener Boss. Plötzlich gab es auch einen weiteren Boss, und der braucht(e) viel Aufmerksamkeit.

 

Also heißt es sich auf den Kopf zu stellen und alles zu probieren, damit es dem Kleinen besser geht beziehungsweise er wieder zufrieden ist. Was dabei hilft? Nicht komplett auf sich selbst gestellt zu sein! Gemeinsam da sein, sich abwechseln und einfach stets zu wissen, die Partnerin ist auch da und andersherum. Ein funktionierendes Teams muss man sein. Schwierig wird es nur dann, wenn man selbst im Meeting ist oder die Partnerin an einer wichtigen Tagung teilnimmt. Aber auch da finden sich immer Lösungen und man ist ohnehin nur für eine begrenzte Zeit auf sich gestellt. Aber auch hier, wenn es nicht anders geht, wird halt das Meeting abgebrochen und verschoben. Glücklicherweise leben wir in einer toleranten Welt. Was zudem enorm hilft sind die gemachten Erfahrungen aus dem familiären Umfeld und von Freunden. Nicht blenden darf man sich von den sog. „perfect moms oder daddys“ auf Social Media, die ausnahmslos eine Welt voller Lächeln, glänzender Küchen und sauberer Wäsche präsentieren – Meister:innen des Multitasking oder besser gesagt König:innen der Illusion.

 

Und wie klappt es sonst so mit der Arbeit?

Sehr gut! Über die flexiblen Möglichkeiten in meinem Fall habe ich bereits berichtet. Hinzu kommt, dass man sich selbst noch besser kennenlernt und plötzlich effizientes Arbeiten auf ein ganz anderes Level heben kann. Das vereinzelte vor sich hin duseln und ala Chuck Norris Style darauf vertrauen, dass einem wie von selbst die richtigen Lösungen in den Kopf schießen, war einmal. Es sind meist nur noch kurze Zeitfenster, in denen man unter enormen Leistungsdruck abliefern will und muss. Doch man gewöhnt sich sehr schnell daran und es gibt nichts Schöneres, als seine Pausen, ob geplant oder nicht, mit der Familie zu verbringen. Das gibt gleichzeitig auch eine Motivation, die wahrscheinlich nur Eltern nachempfinden können. Und einen selbst macht es glücklich, jeden Fortschritt des Kleinen, jeden Tag auch tagsüber mitzuerleben und durchweg Teil dieser wunderschönen Reise zu sein. Mit der bisherigen Erfahrung ist es für mich ohnehin unvorstellbar, von früh bis spät unterwegs zu sein und unter der Woche nur in den Morgen- und Abendstunden für die Familie auch physisch da zu sein. Natürlich ist mir klar, dass dieses Glück nicht alle haben können, allein weil ihre Tätigkeit mit Home-Office nicht vereinbar ist. Aber ob ich mir jemals gewünscht hätte, nicht im Home-Office zu arbeiten, kann ich entschieden verneinen. Es ist definitiv ein Segen und in gar keiner Weise ein Fluch!

 

Es ist also durchaus möglich und anders als einem oftmals im Voraus suggeriert wird, dass eine ausgeglichene Familienzeit und seine beruflichen Träume und Ziele vereinbar sind, ohne dass sich ein Elternteil beruflich für den anderen komplett aufgeben muss. Wichtig ist allerdings, dass die vielen Hürden als Team gemeistert werden und man sich in der Selbstständigkeit klare Grenzen setzt. Denn nur so kann man erfolgreich sein, sowohl im Beruf als auch im Privatleben. Lasst uns gemeinsam die Herausforderungen des modernen Lebens annehmen und die perfekte Balance finden!

 

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