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DIE NEUE Legal Layman AUSGABE ist da! 🗞️🥳

MAN WIRD JA WOHL MAL MOTZEN DÜRFEN!

Seit einigen Jahren bin ich bereits selbstständig – und ich liebe meinen Job! Trotzdem wird das einem oft nicht allzu leicht gemacht. Denn es gibt auch viele Dinge, die eigentlich nicht sein müssten, trotzdem immer wieder vorkommen und so RICHTIG nerven!

 

Diese Kolumne möchte ich deshalb dazu nutzen, um einfach mal nach Herzenslust drauf loszumotzen. Herrlich! Muss auch mal sein. Und so ein bisschen Niveauflexibilität schadet ab und an ja auch nicht. Ist zwar vermutlich nicht die allerbeste Idee, um den weiteren Abend in Ruhe und Harmonie ausklingen zu lassen, aber was soll’s. Ein pastellfarbener „Journal“-Eintrag, eine kleine Achtsam-keitsübung, eine Runde Yoga mit anschließendem Waldbaden, ein Lavendel-Räucherstäbchen und eine ordentliche Portion Baldrian werden es schon wieder richten.

 

Bevor wir jedoch anfangen, muss ich die kommenden nervtötenden Situationen aber noch einmal differenzieren. Denn es gibt zwei verschiedene Kategorien von ihnen: Die „Lamborghinis“ und die „Piekser“. Lamborghinis sind all die Situationen, bei denen man augenblicklich und ohne Vorankündigung von 0 auf 180 hochfährt. Die Piekser sind wesentlich langwieriger und heimtückischer… Stellt euch vor, jemand piekst euch mit seinem Finger in den Oberarm. Beim ersten Mal ist das noch kein Problem. Beim zweiten Mal auch nicht. Irgendwann fängt es dann das Nerven an. Das erträgt man aber auch noch eine Zeit lang, bis man aber irgendwann nicht mehr anders kann, man ausrastet und sich schließlich die Pforten zur Hölle öffnen. Da wir ja jetzt alle Bescheid wissen, kann die wilde Fahrt ins Tal der Entrüstung beginnen. Buckle up your seatbelts.

 

Unchristliche Uhrzeiten und erwartete Dauerbereitschaft

An manchen Personen oder Unternehmen sind gute Physiker:innen verloren gegangen. Zumindest wenn man bedenkt, dass viele davon der Ansicht sind, dass das Konstrukt „Zeit“ gar nicht existiere. Ich erhalte teilweise Freitag abends um 21:00 Uhr noch E-Mails, in denen ganz selbstverständlich gefordert wird, dass ich X, Y oder Z doch „mal eben schnell noch“ bis Sonntag, spätestens Montagvormittag erledigen soll.

 

Man wird ja wohl noch annehmen dürfen, dass Selbstständige auch am Wochenende arbeiten?! Das ist – zumindest bei mir – ein Piekser. Wenn das ein paar Mal passiert, geht das noch. Aber wenn das ständig vorkommt (was es tut!), dann ist es wirklich nervtötend – selbst dann, wenn man nicht „mal eben schnell noch“ das Besagte erledigt.

 

Es gibt aber neben diesem Piekser auch einen Lamborghini. Das sind solche Fälle, in denen diese Personen eine E-Mail schreiben und sobald diese nicht umgehend beantwortet wird, wird – Trommelwirbel – genau: ANGERUFEN! Oder man ruft einfach gleich direkt an, ohne die unnötige E-Mail zuvor. Und das um 22:00 Uhr. Geht man nicht ans Telefon, schreiben sie dann auf WhatsApp. Mich wundert es bis heute, dass mir noch keine Brieftaube ans Fenster geflogen ist und mein Toaster noch keinen Morse-Code mitten in der Nacht ausgespuckt hat.

 

Ihr könnt ja gerne E-Mails schreiben. Meinetwegen auch nachts um 3:00 Uhr und meinetwegen auch an Wochenenden oder Feiertagen. Nur bitte erwartet nicht, dass darauf umgehend reagiert wird, geschweige denn, die Aufgaben über’s Wochenende umgehend erledigen.

 

Ich glaube, ich schreibe demnächst mal „Notdienst“-Stundensätze mit in meine AGB. Liest ja eh niemand. Und das Konto freut sich.

 



Die lieben Zeitfresser und Zeitfresserinnen

Zeit ist das Einzige, das man nie wieder zurückbekommt. Und die Figur, die man in seinen Zwanzigern hatte. Wenn ich meine eigene Zeit verschwende, z.B. mit TikTok oder einem grottenschlechten Film, dann ist das meine Sache. Wenn jemand anders allerdings meine Zeit komplett unnötig verschwendet, ist das etwas anderes. Ich entscheide einfach gerne selbst darüber, womit ich meine Zeit möglichst sinnlos vergeuden könnte.

 

Die Klassiker sind Verspätungen bei Terminen, kurzfristige Absagen oder Situationen, in denen man wartet… und wartet… und wartet… und kein Mensch erscheint im Videomeeting oder ruft an. Ärgerlich. Aber das ist für mich persönlich zumindest kein Weltuntergang. Ich warte dann ein paar Minuten und denke mir dann meist „Ach, super. Hast du jetzt wenigstens ein bisschen mehr Zeit für dies oder das.“

 

Es gibt allerdings eine Form von Zeitfresser:innen, die mich richtig aufregen. Das sind die „Wollen wir uns mal austauschen?“-Fallen. Ich bekomme so oft Nachrichten, insbesondere auf LinkedIn, in denen ich genau das gefragt werde. Anfangs habe ich das noch etwas engagierter betrieben, mittlerweile aber nicht mehr. Das hat seine Gründe. Oft ist das nämlich überhaupt kein Aus-tausch, sondern eher ein Ein-tausch. Und zwar der, der eigenen Zeit gegen: nichts. Viele Personen wollen einfach nur ganz einseitig etwas von dir. Sie wollen meist A) entweder einfach nur kostenlos Wissen von dir abgreifen und werden dann noch unverschämt, wenn man irgendwann sagt, dass man dazu auch Leistungen (gegen Geld) anbietet oder sie wollen B) schlichtweg gar nichts von dir wissen, sondern wollen dir ihr Projekt oder Unternehmen pitchen. Solche Personen „versauen“ leider die Chance für viele andere, die sich wirklich austauschen wollen. Denn zumindest ich bin mittlerweile vorsichtiger geworden, welchen „fremden“ Menschen ich meine Zeit schenke und welchen nicht.

 

 

So oft, wie man als selbstständige Dienstleisterin sinngemäß gefragt wird „Gibt’s hier was umsonst?“ könnte man meinen, man hätte es nur mit Schwaben zu tun.

 

 

Respektloses und überhebliches Verhalten

Auch ohne jemandem die Zeit zu stehlen oder zumindest mehr als nötig davon zu beanspruchen, kann man respektlos sein. Der Fantasie sind bei diesen Möglichkeiten keine Grenzen gesetzt.

 

Ganz besonders nervt es mich, wenn jemand etwas von dir will, wie z.B. einen Podcast, ein Live-Interview o.ä. und sich dann herausstellt, dass diese Person keine 10 Minuten Zeit dahinein investiert hat, sich vorab mal über dich zu informieren. Ich nenne diese Gruppe Menschen auch gerne „Reichweitenfänger:innen“. Ich persönlich habe mal ein Live-Interview geführt, das ich im Nachhinein echt bereue. Diese Veranstaltung sollte sich um das Thema „Wirtschaftsjurist:innen“ drehen. „Alles klar, kein Problem“, dachte ich mir. Nunja, sagen wir es mal so: Ich hatte ziemlich Pech beim Denken. Denn während dieser Live-Veranstaltung stellte sich heraus, dass die Person keine Ahnung davon hatte, was Wirtschaftsjurist:innen überhaupt sind und auch nicht davon, was ich überhaupt mache. Auch zahlreiche Erklärungen von mir halfen kein bisschen dabei, das gnadenlos chaotische Interview irgendwie wieder in geregelte Bahnen zu lenken.

 

Und auch viele nicht-einmal-potentielle Klient:innen überraschen mich. Denn manchmal bekommt man Anfragen, bei denen man sich wirklich wundern muss, ob diese Personen überhaupt einmal nachgelesen haben, was man überhaupt so macht. Wurde letztens gefragt, ob ich einen (über 3 Seiten detailliert erklärten) Erbrechtsfall übernehmen könnte. Habe vor Lachen erst einmal geweint und wollte mir schon mit den Geldscheinen die Tränen abwischen, bis mir einfiel, dass ich ja gar kein Erbrecht mache.

 

Das war quasi meine Überleitung zum Puncto „überhebliches Verhalten“. Gerade als junge Frau wird man nicht gerade selten belehrt oder belächelt. Das ist natürlich auch in sämtlichen Variationen möglich – aber eine davon ist mein ganz persönlicher, absoluter Horror-Lamborghini:

 

Personen oder Unternehmen, die Leistungen von dir wollen, dir dann aber ganz genau erklären, wie du deinen eigenen Job machen musst, was du dazu benötigst und was nicht. – ??? – Und zur Klarstellung: Hier geht es nicht um Wünsche, auf die wir eingehen sollen. Hier geht es wirklich um Menschen, die denken, sie könnten deinen Job besser als du selbst. Äh? Warum braucht ihr uns dann überhaupt?! Solche Aufträge lehne ich ganz selbstbewusst und ohne irgendeine Form von Reue ab. Nicht nur, weil die Zusammenarbeit so mühsam wäre, dass man dafür eigentlich extra Schmerzensgeld berechnen müsste, sondern auch, weil ich weiß, dass wir unseren Job enorm gut machen und ein gewisses Vertrauen in unsere Fähigkeiten sowie eine Begegnung auf Augenhöhe erwarten dürfen.

 

Das liebe Geld

So oft, wie man als selbstständige Dienstleisterin sinngemäß gefragt wird „Gibt’s hier was umsonst?“ könnte man meinen, man hätte es nur mit Schwaben zu tun. Aber im Ernst: Es passiert so häufig, dass man gefragt wird, ob man eine kostenlose Probearbeit abgeben könnte. Um besser einschätzen zu können, ob eine Zusammenarbeit auch wirklich zustandekommen könnte. Wenn man dann antwortet, dass man nicht kostenlos arbeitet, wird der Gegenüber teilweise sogar auch noch unverschämt. Da frage ich mich jedes Mal, ob sich diese Personen auch in ein Taxi setzen und zum Fahrer sagen „Fahren Sie mich bitte erst einmal ein bisschen kostenlos durch die Gegend, damit ich dann besser entscheiden kann, ob sie mich nach Hause fahren dürfen“…

 

Aber es geht nicht nur um kostenlose Probearbeiten, die als solche explizit benannt werden. Es kommt auch ab und an vor, dass direkt eine Lösung für ein Problem als möglicher Beginn einer Zusammenarbeit abgeliefert werden soll. Das klingt dann in etwa so: „Recherchieren Sie das mal, wenn mir Ihre Lösung gefällt, können wir ja nochmal sprechen.“ Und das teilweise von Anwält:innen, bei denen es ja bekanntlich auch nichts umsonst gibt.

 

Sehr gerne habe ich auch diejenigen, denen ein Projekt nicht schnell genug voranschreiten und abgeschlossen werden kann, sich dann aber bei der Zahlung der Rechnung alle Zeit der Welt lassen und man über Wochen und Monate hinweg seinem Geld hinterherrennen muss. Seltsamerweise fällt hier auch auf, dass gerade die „kleineren“ Unternehmen, die auf ihr Geld achten müssen, sofort zahlen. Wohingegen gerade große Unternehmen auf sich warten lassen. Hier mal jemanden zu finden, der tatsächlich zugibt, dafür zuständig zu sein, hat irgendwie ein bisschen etwas vom „Passierschein A38“ von Asterix und Obelix.

 

So, genug gemeckert für heute. Ich tue es nun meiner Magenschleimhaut gleich und verabschiede mich erst einmal. Ich wünsche euch allen so wenige Lamborghinis wie möglich!

 

Kolumne Anna_white

Die juristische Zeitschrift für Nichtjuristen

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